Jeden Meter zu Fuß (Fazit)

Auf dieser Seite möchten wir noch einmal unsere Gedanken und Eindrücke zu unserer Wanderung zusammenfassen. Es kann vorkommen, dass uns in nächster Zeit weitere Gedanken zu der Tour einfallen. Diese werde wir dann ebenfalls in diesen Rückblich mit einfließen lassen.

Tourplanung

Bei unserer Streckenplanung orientierten wir uns anhand der beiden Wanderführer von Rother und Bruckmann. Unser Favorit ist der Rother-Wanderführer, da er die jeweilige Tagesetappe detaillierter beschreibt und auch praktisch für die Hosentasche ist. Anschließend erstellten wir jeden einzelnen Wandertag über Komoot und hatten so auch eine ungefähre Ahnung was uns erwartet (Weglänge, Zeit, Höhenmeter). Zusätzliche Informationen zogen wir aus unzähligen Beiträgen im Internet.

Bei der Unterkunftsplanung sind die Traumpfadgeher unterschiedlich vorgegangen. Die einen haben Unterkünfte vom ersten bis zum letzten Tag vorgebucht, andere buchten drei bis vier Tage im Voraus, die wenigsten suchten eine Schlafmöglichkeit am selben Tag. Wir hatten uns für die Alternative „3 bis 4 Tage im Voraus“ entschieden. U. E. ist es schwierig, eine solche Strecke bis auf den letzten Tag vorauszuplanen. Mal kann das Wetter nicht mitspielen, oder es wird jemand krank oder verletzt sich, aber auch ein ungeplanter Ruhetag würde die gesamte Planung durcheinanderbringen. Allerdings hatten wir auch das Problem, dass die im Wanderführer vorgeschlagenen Hütten teilweise ausgebucht waren.

Anspruch

Jeder Tag - außer die Ruhetage – war anstrengend. Morgens sind wir immer frühzeitig aufgestanden, so dass wir immer einen Puffer für Unvorhergesehenes hatten. Es gab Abschnitte, die waren stahlseilversichert, mit Leitern versehen oder über Stahlstifte zu begehen. Auch gab es streckenweise keine Pfade, so dass wir uns von Markierung zu Markierung vorarbeiten mussten. Wege endeten vor einer weggespülten Bach- / Flussböschung, und es musste eine sichere Möglichkeit gefunden werden, den Bach / Fluss zu überqueren, um auf der anderen Seite die Route fortzusetzen. Gesperrte Abschnitte führten dazu, sich zu entscheiden weiterzugehen oder eine Umgehung zu wählen. Unsere größten Probleme hatten wir jedoch immer in steilen und schotterigen Abstiegen.



Wie wir gelesen und gehört haben, dass jeder gesunde Mensch mit guter Kondition den Traumpfad wandern kann, würden wir nicht bedenkenlos unterschreiben. Ein jeder, der diesen Weg gehen möchte, sollte u. E. schon mehrere Tage Bergerfahrungen in einer Höhe von über 2.000 m mitbringen. Auch sollte sich jeder klar darüber sein, ob er wirklich jeden Meter zu Fuß gehen möchte.

Ausrüstung

Im Internet gibt es genügend Tipps was alles in einen Rucksack gehört und nicht. Daher beschränken wir uns auf die Punkte, die für uns darüber hinaus wichtig waren. Unser Ziel war es, dass unsere Rucksäcke um die 10 kg wiegen sollten. Das haben wir mit jeweils ca. 11 kg ohne Wasser gut hinbekommen.

Anstelle von einfachen Hüttenschuhen entschieden wir uns für Trekkingsandalen. Diese hatten den Vorteil, dass wir sie nicht nur auf den Hütten sondern auch tagsüber z. B. während der Ruhetage in Orten tragen konnten. Natürlich mussten wir hierfür ein paar Gramm mehr in Kauf nehmen.

Empfehlenswert ist auf jeden Fall ein Navi. Die auf Komoot erstellten Strecken überspielten wir auf die Fenix 6 Pro. Die Uhr brachte uns immer zuverlässig zu unserem Ziel. Spätestens in der Ebene ohne markierte Wanderwege hätten wir ohne Uhr große Probleme bekommen.

Für die Alpen nahmen wir noch drei Wanderkarten mit. Diese nutzten wir weniger für die täglich Etappe, sondern vielmehr zur Orientierung bei ausgebuchten Hütten. Somit konnten wir Alternativen besser einschätzen.

Unterkünfte

Richtig meckern kann ich über keine Unterkunft. Es herrschte vereinzelt ein militärischer Ton (z. B. Gasthof Post) oder die Matratze war durchgelegen, aber im Großen und Ganzen haben wir es immer gut angetroffen. Wir lernten viele freundliche und hilfsbereite Gastgeber kennen.
 
Z. B. versorgte mich der Gastwirt des Junser Gasthäusl aufgrund eines Feiertages mit Duschgel und einem Kugelschreiber. Im "La Palanca" und "Il Canto Del Gallo" wurde mir kostenlos die Wäsche gewaschen.


Die beste Verpflegung gab es auf der Gampenalm. Das abendliche Vier-Gang-Menü war wirklich klasse.


Begegnungen

Alle unsere Begegnungen mit anderen Wanderern oder Hüttengästen waren durchweg positiv. Der überwiegende Teil der MV-Wanderer waren Studenten. Drei Rentner / Pensionäre waren auch dabei. Unsere Altersklasse war eher die Ausnahme auf dem Traumpfad. Von den getroffenen MV-Wanderern ist uns nur ein weiterer bekannt, der jeden Meter zu Fuß gegangen ist.


Ich denke gerne zurück an,

  • Pascal und Tina (später ersetzt durch Anna), mit denen ich einige Kilometer gelaufen bin und die ich auf mehreren Hütten getroffen habe,
  • die beiden immer hungrigen Tobis,
  • Melissa und Stefan aus der Studentengruppe, die wir in der ersten Woche mehrfach trafen und dann erst wieder zufällig in Belluno,
  • Dirk, der unorganisierte Doktor der Physik, der mit einer Trompeten seinen Weg begann,
  • Sebastian, der noch viele zusätzliche Kilometer lief,
  • die drei Ruheständler, Stefan, Achim und Bernd sowie viele weitere nette Leute, die ich hier gar nicht alle aufzählen kann.

Corona

Rückblickend gab es nur drei Situationen, in denen wir Masken tragen mussten. In unserer ersten Unterkunft wurde das Tragen einer Maske verlangt, sobald wir das Haus betraten, dann erst wieder im Bus zum Flughafen und im Flieger selbst. Ansonsten war auf der gesamten Tour nicht viel von Corona zu merken.

In allen weiteren Unterkünften, Gaststätten, Restaurants und Supermärkten war die Maske kein Thema. In vollen Schlaflagern und Gaststuben hatte wieder das "normale" Leben Einzug gehalten.

Wetter

Bis auf eine heikle Situation hatten wir riesiges Glück mit dem Wetter. Als es über eine offene Fläche einer Scharte entgegen ging, fing es an zu blitzen und zu donnern. Glücklicherweise konnten wir uns ein kurzes Stück zurück unter einen Felsüberhang unterstellen. Ansonsten hatte ich die Regenjacke nur noch drei weitere Male für eine kurze Zeit an. Ein richtiges Unwetter erwischte mich in Revine, dies allerdings nachts.

Auch die letzten Tage vor Venedig in der Ebene hätten mich von der Sonne her schlimmer treffen können. Es war zwar schon warm bis heiß, die Sonne erwischte mich aber nie einen ganzen Tag. Entweder war es vormittags bewölkt, oder ich wanderte unter schattenspendenden Bäumen. Auch ging immer ein leichter Wind.

Unterm Strich

Bis auf den Ausfall der einen Hälfte unserer Wandergruppe gab es nichts Negatives von der gesamten Tour zu berichten (ja gut, eine Socke ist in der Wäsche weggekommen). Nach anfänglichen Bedenken, die Tour ebenfalls abzubrechen, bin ich sehr froh, dass ich bis Venedig lief. Es war halt mein Traum, den Traumpfad zu wandern. Ach übrigens, ein Besuch in Venedig lohnt sich auf jeden Fall.



Darüber hinaus habe ich auch die kleinen Dinge des Alltags besonders schätzen gelernt. U. a. habe ich mich über eine warme Dusche oder einen Supermarkt, der gerade keine Mittagspause hatte, sehr gefreut.

Motivierend und aufbauend waren auch die vielen lieben Kommentare, der Austausch per Telefon oder auch per WhatsApp (gut, wenn man ein Smartphone besitzt). Dadurch fiel uns der eine oder andere Meter doch leichter zu wandern.

Während der letzten Tage auf der Tour war ich mir sicher, du wanderst maximal noch den Moselsteig. Allerdings freunde ich mich wieder so langsam mit dem Gedanken an, weitere Mehrtagestouren im Gebirge zu unternehmen. Es müssen ja nicht wieder vier Wochen daraus werden.

Damit schließen wir mit dem Zitat eines sehr guten verstorbenen Freundes: 

Denken,

nachdenken,

sich Gedanken machen –

danken!

Fragen

Wenn jemand Fragen zu unserem Weg hat, der kann sich gerne per Kommentar an uns wenden.

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